Kunstinitiative

des Gedenkens

von

Konstanze Sailer

Helene von Taussig

Chronologie einer Erinnerungslücke

Memorial 01. – 31. März 2025

Seit 2016 setzte sich Memory Gaps dafür ein, der während der NS-Zeit deportierten und ermordeten Malerin Helene von Taussig in Salzburg mittels Straßennamen zu gedenken.

 

Nach zahlreichen Stellungnahmen und Interventionen seit knapp einem Jahrzehnt, haben sich in den vergangenen Monaten wichtige Salzburger Institutionen und „kulturelle Stakeholder“ eingeschaltet.

 

Memory Gaps spricht allen Beteiligten aufrichtigen Dank für die erwirk-ten Fortschritte aus, hoffend, dass dem kulturpolitisch zu entscheiden-den Anliegen in absehbarer Zeit stattgegeben werde.

Nach einer möglichen Um- oder Neubenennung hätten die künftigen Salzburger Straßenschilder evtl. das folgende Aussehen:

 

Helene-Taussig-Straße im Stadtteil Aigen, 5026 Salzburg bzw. im Stadtteil Parsch, 5025 Salzburg (Beispielbilder):

Straßenschild einer möglichen Salzburger "Helene-Taussig-Straße"; Grafik ©: Memory Gaps 2020
Straßenschild einer möglichen Salzburger "Helene-Taussig-Straße"; Grafik ©: Memory Gaps 2020

Würde – beispielsweise – auch der nach einem der weltweit renommier-testen Dirigenten des Zwanzigsten Jahrhunderts benannte Platz in der Salzburger Altstadt umbenannt werden, sähe das Schild Helene-Taussig-Platz evtl. wie folgt aus:

Straßenschild eines möglichen Salzburger "Helene-Taussig-Platzes"; Grafik ©: Memory Gaps 2020
Straßenschild eines möglichen Salzburger "Helene-Taussig-Platzes"; Grafik ©: Memory Gaps 2020

Helene Taussig (* 10. Mai 1879 in Wien; † 21. April 1942 im Transit-Ghetto Izbica) war eine österreichische Malerin. Nach dem Tod ihres Vaters, des Gouverneurs der Bodencreditanstalt Theodor von Taussig, widmete sie sich ab 1910 gänzlich der Malerei. Sie lebte und arbeitete seit 1919 in Anif bei Salzburg, Ausstellungen ab 1927 folgten, 1934 ließ sie sich ein Atelier in Anif errichten. 1940 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft aus Anif ausgewiesen, 1941 enteignet. Sie floh nach Wien und fand für kurze Zeit in Wien-Floridsdorf, Töllergasse 15, Zuflucht im Altersheim des Klosters der Karmelitinnen.

Die sogenannte "Arisierung" ihrer Atelier-Villa in Anif erfolgte per "Kaufvertrag" vom 1. Oktober 1941. Gemäß dieses "Vertrags" erwarb Hofrat Ing. Josef Wojtek für einen Betrag von 17.100 Reichsmark das Haus. Der SS-Offizier, Kunsthistoriker und spätere NS-Kunsträuber Kajetan Mühlmann, mit Leopoldine "Poldi" Wojtek, der Tochter von Josef Wojtek von 1932-1943 verheiratet, zahlte in diesem Zusammenhang einen Teilbetrag von 15.000 Reichsmark auf ein Sperrkonto lautend auf "Entjudungserlös Helene Taussig", bei der Landes-Hypothekenanstalt Salzburg ein. "Käufer" der Villa war Josef Wojtek, der seiner Tochter Poldi das Haus schenkte. "Aryanization" ("Arisierung"), vermerkten die US-amerikanischen Militärbehörden nach dem Krieg.

Helene Taussig wurde aus ihrem Wiener Zufluchtsort, am 9. April 1942, in das Transit-Ghetto Izbica deportiert und vermutlich bereits vor dem 21. April 1942 in einem der NS-Vernichtungslager Belzec, Sobibor oder Majdanek ermordet.

 

Poldi Wojtek hingegen nahm die Atelier-Villa, die ihr Vater "ohne jeglichen Druck auf Fräulein Taussig rechtmäßig erworben" hatte, wie sie den US-amerikanischen Militär-behörden im März 1946 mitteilte, gerne an. Diese sei schließlich seit Jahren leerstehend gewesen; überdies sei ja auch die Vorbesitzerin, Fräulein Taussig, aus der Gemeinde Anif hinausgeworfen worden und "starb kürzlich in Polen", wie sie zu Protokoll gab.

"Helene Taussig, Memorial 01", 2020, 48 x 36cm; ©: Konstanze Sailer
"Helene Taussig, Memorial 01", 2020, 48 x 36cm; ©: Konstanze Sailer