Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Galerie Kunst Zone
Elfriede-Hartmann-Gasse 43
1190 Wien
Elfriede Hartmann (* 21. Mai 1921 in Wien; † 2. November 1943 ebenda) war Studentin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Sie wuchs in Döbling auf, maturierte 1939 am Mädchenrealgymnasium Billrothstraße und inskribierte 1940 Chemie an der Universität Wien. Als „Mischling ersten Grades“ wurde sie noch im selben Jahr relegiert (von der Universität ausgeschlossen). Bereits seit 1938 stand sie mit dem Kommunistischen Jugendverband in Verbindung und verfasste zahlreiche Artikel sowie politische Flugblätter. 1942 wurde sie festgenommen, inhaftiert und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ angeklagt. Elfriede Hartmann wurde im Alter von 22 Jahren zum Tode verurteilt und am 2. November 1943 im Wiener Landesgericht enthauptet.
Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Hugo Bernatzik seit 1957 nach wie vor eine Gasse in Wien-Döbling benannt. Bernatzik war ein renommierter Ethnologe, ab Mai 1938 NSDAP-Mitglied, ab Juli 1938 Mitglied der Reichsschrifttumskammer und mehrerer weiterer Vorfeldorganisationen sowie ein passiver politischer Informant der NS‐Abwehrstelle im Bereich Wissenschaft und Hochschule. Anstelle von Hugo Bernatzik sollte künftig in Wien-Döbling an Elfriede Hartmann erinnert werden.
Die Widerstandsbewegungen
gegen den Nationalsozialismus bildeten sich rasch und an zahlreichen Stellen der Gesellschaft. Allen voran formierte sich der politische Widerstand in den verbotenen Organisationen der Arbeiterbewegung.
Dazu zählten
Sozialdemokraten, Kommunisten, die Jugendverbände und Exilgruppen dieser Parteien, die Gewerkschaften sowie zahlreiche weitere in die Illegalität gedrängte linke Gruppen und Organisationen.
Zusätzlich zum Widerstand
des politisch linken Spektrums gab es Widerstand vonseiten des katholi- schen, bürgerlich-konservativen Lagers, von großösterreichischer und von legitimistischer Seite sowie religiös motivierten Widerstand.
Der Kommunistische
Jugendverband in Österreich kämpfte während des autoritären Ständestaates in Österreich gegen alle faschisierenden Tendenzen und intensivierte seine Aktivitäten ab 1938 gegen den Nationalsozialismus.
Dazu zählten
Schmieraktionen, Flugzettel, die Unterwanderung der Hitlerjugend und aufklärende Briefe an Frontsoldaten zwecks Schädigung der NS-Kriegs-maschinerie. Dies führte zu zahllosen Verhaftungen, Deportationen in Konzentrationslager und zu vielfachen Hinrichtungen junger Menschen.
Der Philosoph Michel Foucault
schrieb: „Widerstandspunkte sind überall im Machtnetz präsent. Darum gibt es im Verhältnis zur Macht nicht den einen Ort der Großen Weigerung ... sondern es gibt einzelne Widerstände: mögliche, notwendige, unwahrscheinliche, spontane, wilde, einsame, abgestimmte, kriecherische, gewalttätige, unversöhnliche, kompromissbereite, interessierte oder opferbereite Widerstände.“
Jeder
der zum schmerzerfüllten Aufschrei geöffneten Kiefer ist einem Laut zugeordnet. Jäh unterbrochene Sprache. Jeder Aufschrei ist der des je eigenen Sterbens – phonematische Orthografie des Grauens.
Jedem einzelnen
der tausenden zum Aufschrei geöffneten Kiefer, die aus dem Papierwerk von Konstanze Sailer stammen, ist ein individueller Todeszeitpunkt zugeordnet.