Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Blue Danube Contemporary Art
Paula-Santa-Promenade 42
1220 Wien
Die künstlerische Vielfalt der Weimarer Republik endete 1933, jene der Ersten Republik Österreichs wenig später. Die NS-Kulturpolitik unterwarf sämtliche Kunstgattungen, von Malerei und Bildhauerei über Architektur, Theater und Literatur bis zu Musik und Film, dem Diktat der sogenannten „deutschen Kultur“ und der „rassischen Substanz“. Jüdische, kommunistische und liberale Künstler wurden mit Berufsverboten belegt, später verfolgt und zum Teil in Konzentrationslagern ermordet.
Friedl Dicker-Brandeis, Malerin und Innenarchitektin (* 30. Juli 1898 in Wien; † 9. Okt. 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau); Ilse Pisk, Fotografin (* 17. Feb. 1898 im mährischen Mistek, heute Frýdek-Místek, Tschechien; † nach dem 12. Mai 1942 im Transit-Ghetto Izbica); Malva Schalek, Malerin (* 18. Feb. 1882 in Prag; † 24. März 1945 im Vernichtungslager Auschwitz); Paula Santa, Opernsängerin (* 14. Juni 1875 in Wien; † nach dem 9. April 1942 in einem der Vernichtungslager Treblinka, Belzec oder Sobibor).
Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die den Namen einer dieser Künstlerinnen trägt. Hingegen ist nach Helge Rosvaenge seit 1983 eine Gasse in Wien-Donaustadt benannt. Rosvaenge war ein renommierter dänischer Tenor, der sich – seit 1933 NSDAP Mitglied – über Jahre für NS-Propagandaveranstaltungen einspannen ließ und 1944 von Hitler auf die sog. Gottbegnadeten-Liste gesetzt wurde. Aus Anlass des Gedenkjahres 2018 könnte in Wien-Donaustadt anstelle von Helge Rosvaenge künftig einer der genannten Künstlerinnen gedacht werden.
Friedl Dicker-Brandeis
war eine österreichische jüdische Malerin, Innenarchitektin, Designerin und Bühnenbildnerin. 1934 wurde sie als Mitglied der Kommunistischen Partei
in Wien verhaftet und emigrier-te danach nach Prag. 1942 wurde sie in Hronov, nordöstlich von Prag ...
... gemeinsam mit ihrem Ehemann verhaftet und in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Mit einem der letzten Zugtransporte von Theresienstadt wurde Friedl Dicker-Brandeis in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort kurz nach der Ankunft, am 9. Oktober 1944 ermordet.
Ilse Pisk
war eine der frühesten Atelier-fotografinnen im Wien der 1920er-Jahre. Aus ihrer Zusammenarbeit mit der Fotografin Trude Fleischmann entstanden bekannte Fotografien von Peter Altenberg und Adolf Loos. Aufgrund ihrer ...
... jüdischen Herkunft wurde sie am 12. Mai 1942 in das Transitlager Izbica deportiert. Zu einem nicht rekonstruierbaren Zeitpunkt, wurde Ilse Pisk im Transitlager Izbica oder in einem der Vernichtungslager Treblinka, Belzec oder Sobibor ermordet.
Paula Santa,
war eine österreichische jüdische Sopranistin. Sie debütierte 1898 und hatte bis 1907 Engagements in Linz, Nürnberg, Köln und am Theater an der Wien. Nach der Heirat des Baritons Max Heller war sie in Wien über Jahre als Gesangspädagogin tätig. Sie wurde – wie die Malerin Helene Taussig ...
... mit demselben Transport Nr. 17, am 9. April 1942, von Wien in das Transitlager Izbica deportiert. Zu einem nicht mehr genau rekonstruierbaren Zeitpunkt, wurde Paula Heller-Santa in einem der Vernichtungslager Treblinka, Belzec oder Sobibor ermordet.
Malva Schalek
war eine österreichische jüdische Malerin. Sie lebte und arbeitete bis 1938 in Wien, floh danach ins tschechische Leitmeritz und weiter nach Prag. 1942 wurde sie verhaftet und in das KZ-Theresienstadt deportiert, wo sie heimlich KZ-Alltagsszenen malte. Nachdem sie sich weigerte, 1944 einen NS-Arzt zu porträtieren, wurde sie in das Ver-nichtungslager Auschwitz überstellt und dort ermordet.
Das unfassbare Leid der Opfer
entzieht sich der Sprache. Die Aufschreie, die zum Schrei geöffneten Kiefer, in den tausenden Tuschen auf Papier von Konstanze Sailer sind
in das Bild gesetzte Zeichen. Jeder Kiefer repräsentiert den Tod eines Menschen, ein Ereignis, ungleich jedem anderen.