"Jedes Kind hat das Recht auf den heutigen Tag." Janusz Korczak*
Von Berlin bis Wien, von Hamburg bis Salzburg und weit darüber hinaus wurden während der NS-Diktatur etwa 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche in der Shoah ermordet. An jeweils neun dieser Kinder erinnert Memory Gaps in den Monaten Mai und Juni, an deren bestürzend kurze Leben und schrecklichen Tode.
* Janusz Korczak, mit bürgerlichem Namen Henryk Goldszmit (* 22. Juli 1878 in Warschau; † nach dem 5. Aug. 1942 im Vernichtungslager Treblinka), war ein polnischer jüdischer Kinderarzt, Pädagoge, Schriftsteller und Leiter eines, 1912 nach seinen eigenen Plänen errichteten, jüdischen Waisenhauses, Dom Sierot.
Janusz Korczak bestand im August 1942 darauf, die etwa 200 jüdischen Kinder seines Warschauer Waisenhauses, die von der SS abgeholt und in das NS-Vernichtungslager Treblinka deportiert wurden, zu begleiten.
Obwohl er die Möglichkeit zur Flucht aus dem Warschauer Ghetto gehabt hätte, ließen er und seine Mitarbeiterin Stefania Wilczyńska die Kinder nicht im Stich. Wissend, dass dies auch für sie selbst den Tod bedeuten würde, begleiteten sie ihre Waisenkinder in die NS-Gaskammer von Treblinka.
Die österreichische Entsprechung zu Janusz Korczak war Aron Menczer. Er war als Erzieher und Leiter der Jual-Schule in der Wiener Marc Aurel Straße sowie im Rahmen der Jugendalijah, jener Ausbildungsorganisation, die Kinder und Jugendliche theoretisch aber auch handwerklich auf ihr zukünftiges Leben in Palästina vorbereitete, tätig.
Menczer rettete unzähligen Kindern das Leben, indem er ihnen zur Ausreise und Flucht aus Österreich verhalf. 1942 selbst nach Theresienstadt deportiert, setzte er seine unermüdliche Kinderbetreuung unter schwierigsten Verhältnissen fort. Im Herbst 1943 begleitete er – freiwillig – eine Gruppe von Waisenkindern, die nach Auschwitz deportiert wurden. Aron Menczer verließ die Kinder zu keinem Zeitpunkt und wurde gemeinsam mit diesen, unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz, am 07. Oktober 1943, ermordet.