Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Kunstraum am Neckar
Ferdinand-Thomas-Straße 44
69123 Heidelberg
Ferdinand Thomas (* 30. April 1913 in Heidelberg; † 20. November 1944 im NS-Gefängnis Brandenburg-Görden) war ein deutscher Widerstandskämpfer. Thomas wurde politisch durch sein Elternhaus geprägt, sein Vater war Politiker und Redakteur, beide Elternteile frühe KPD-Mitglieder. Er studierte Nationalökonomie in Berlin und wurde aufgrund seiner Aktivität in der Kommunistischen Studentenfraktion 1933 von der Friedrich-Wilhelms-Universität relegiert. Danach schloss er sich der in den Untergrund gedrängten KPD an, wurde wiederholt von der Gestapo verhaftet und wegen Hochverrats zu mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Im Juli 1944 wurde Ferdinand Thomas, als KPD-Verbindungsmann zum sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Widerstand denunziert, verhaftet, zum Tod verurteilt und im NS-Gefängnis Görden in Brandenburg a. d. Havel am 20. November 1944 ermordet.
Bis zum heutigen Tag existiert in Heidelberg keine Straße, die seinen Namen trägt. Hingegen ist nach Richard Kuhn nach wie vor eine Straße benannt. Der gebürtige Wiener Kuhn war Chemiker, lehrte an der Universität Heidelberg und erhielt 1938 den Nobelpreis für Chemie. Seine Gefolgschaft für das NS-Regime wurde als Mischung aus Karriere-Opportunismus und vorauseilendem Gehorsam beschrieben. Anstelle von Richard Kuhn sollte in Heidelberg an Ferdinand Thomas erinnert werden.
Die ersten
NS-Konzentrationslager wurden ab 1933 in ganz Deutschland, zusätzlich zu staatlichen Gefängnissen, als verschiedenartige Inhaftierungs- und Folterstätten eingerichtet.
In diesen zum Teil improvisierten
Haftanstalten wurden bereits 1933 über 100.000 Menschen in einem rechtsfreien Raum in „Schutzhaft“ genommen, misshandelt und zum Teil getötet.
Zunächst durch die SA aufgebaut,
unterstanden alle Konzentrationslager ab 1934 der SS, mit weitgehend normierten Bauweisen und Lagerordnungen.
Das NS-Zuchthaus
in Brandenburg a.d. Havel war ab 1933 eines dieser frühen Konzen-trationslager, zu etwa 2/3 mit politischen Gefangenen belegt. Von diesen wurden bis 1945 über 2000 Widerstandskämpfer durch das Fallbeil oder durch Erhängen hingerichtet.
Unter den politischen Opfern
befanden sich auch 16 Männer, die im Zusammenhang mit dem gescheiter-ten Attentat auf Hitler, vom 20. Juli 1944, verurteilt und hingerichtet
wurden.
Ebenfalls in Brandenburg
befand sich eine Vernichtungsanstalt des systematischen NS-Krankenmor-des, der sogenannten Euthanasie-Aktion T4. In der Brandenburger Tötungsanstalt wurden über 9.700 Patienten ermordet.
Der französische Philosoph
Jean-Franςois Lyotard schrieb: „Die am Volk orientierte NS-Politik ... das dem Volk Fremde provoziert eine Polizei der Vernichtung.“
Die Kiefer
in den Tuschen von Konstanze Sailer sind in das Bild gesetzte sprachliche Zeichen. Einer phonematischen Orthografie des Grauens ordnen sie zu: Kiefer zu Aufschrei, Schriftzeichen zu Todesphonem des je eigenen Sterbens.