Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Galerie Kunst
Zone
Paula-Santa-Gasse 42
1220 Wien
Paula Santa (* 14. Juni 1875 in Wien; † nach dem 9. April 1942 in einem der Vernichtungslager Treblinka, Belzec oder Sobibor) war eine österreichische jüdische Sopranistin. Sie debütierte 1898 und hatte bis 1907 Engagements in Linz, Nürnberg, Köln und am Theater an der Wien. Nach der Heirat des Baritons Max Heller war sie in Wien über Jahre als Gesangspädagogin tätig, wo sie auch bis 1942 lebte. Sie wurde – wie die Malerin Helene Taussig – mit demselben Transport Nr. 17, am 9. April 1942, von Wien in das Transitlager Izbica deportiert. Zu einem nicht mehr genau rekonstruierbaren Zeitpunkt, wurde Paula Heller-Santa in einem der Vernichtungslager Treblinka, Belzec oder Sobibor ermordet.
Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Helge Rosvaenge seit 1983
eine Gasse in Wien-Donaustadt benannt. Rosvaenge war ein renommierter dänischer Tenor, der sich – seit 1933 NSDAP Mitglied – über Jahre für NS-Propagandaveranstaltungen einspannen ließ und 1944
von Hitler auf die sogenannte Gottbegnadeten-Liste gesetzt wurde. Anstelle von Helge Rosvaenge sollte künftig in Wien-Donaustadt an Paula Santa erinnert werden.
In den NS-Vernichtungslagern
Treblinka, Belzec und Sobibor wurden – unter Leitung des österreichischen SS-Gruppenführers Odilo Globocnik – zwischen 1942 und 1943 mehr als zwei Millionen Menschen ermordet.
Bei der systematischen
Vernichtung von Menschen während der NS-Diktatur hatten sogenannte Transit-Ghettos die Funktion von Durchgangslagern sowie die kriegstaktische Funktion der Ablenkung von Konzentrationslagern.
Das Transit-Ghetto Izbica
existierte in den Jahren 1942 und 1943. Es diente als Durchgangslager für die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka.
Mit dem „Transport Nr. 17“
wurde Paula Santa – ebenso wie die Malerin Helene Taussig – am 9. April 1942, in das Transitlager Izbica deportiert.
Paul Ricoeur erinnert
an einen Satz des französischen Philosophen Raymond Aron, „jeder Historiker fragt sich zur Erklärung des Gewesenen, was hätte sein können“, und weist darauf hin, dass die Ge- schichte deshalb ins Irreale verlegt wird, um unwiderruflich Geschehenes besser verstehen zu können.
Die in den Tuschen
von Konstanze Sailer dargestellten Kiefer sind in das Bild gesetzte sprachliche Zeichen. Sie sind Andeutungen und Zuordnungen: Kiefer zu Aufschreien, Schriftzeichen zu Todesphonemen.
Schreie und Aufschreie
sind jäh unterbrochene Sprache. Sie repräsentieren Momente der Verwun- dung und des Todes. Erst im Nachhall von Aufschreien wird Erinnerung dauerhaft und ruft diese zurück in unser kollektives Gedächtnis.