Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Kunstfabrik am Turm
Agatha-Straße 44
69126 Heidelberg
Agatha B. (* 12.
Januar 1923 in Heidelberg; † 15. April 1944 im NS-Vernichtungslager Auschwitz) war eine Romni, die im KZ Auschwitz-Birkenau, im sogenannten „Zigeunerlager“, dem „Block" bzw.
„Abschnitt B II e“, unter einer entindividualisierenden Häftlingskategorie und Nummer inhaftiert und im Alter von
21 Jahren ermordet wurde.
Bis zum heutigen Tag existiert keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Felix Wankel nach wie vor eine Straße in Heidelberg (und in mehreren Dutzend weiteren Orten Deutschlands, darunter sogar Dachau, benannt). Wankel war Maschinenbauingenieur und Erfinder des gleichnamigen Motors. Er trat bereits 1921/22 der NSDAP in Mannheim bei, wurde später ausgeschlossen und war 1931/32 insg. 11 Monate hindurch Gauleiter der Hitlerjugend in Baden. Heinrich Himmler ernannte ihn 1940 zum SS-Obersturmbannführer (ohne Dienstverrichtung, 1942 wurde er von der SS ausgeschlossen). Wankel erhielt eigenen Angaben zufolge für seine verschiedenen technischen Entwicklungen ca. 4 ½ Millionen Reichsmark vonseiten des Reichsluftfahrtministeriums. Anstelle von Felix Wankel könnte in Heidelberg an Agatha B. erinnert werden.
Quellen: Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 13 T 2, Nr. 2466/028; Nr. 2855/012; Nr.
2684/249 (Entnazifizierungsakten; Staatskommissariat für die politische Säuberung, Laufzeit 1945-1952)
Im Holocaust
wurden in Europa an die 500.000 Roma und Sinti in den NS-Vernichtungslagern ermordet, starben infolge von Zwangsarbeit, planmäßiger Mangelernährung und unbehandelten Krankheiten.
„Porajmos“ („Verschlingen“)
lautet die Romanes-Bezeichnung für den Genozid an den Roma und Sinti während des Nationalsozialismus
Vor 1938 lebten
an die 12.000 Roma und Sinti in Österreich. Etwa 90% aller österreichischen Roma und Sinti fielen den rassistischen
Verfolgungen und Deportationen der NS-Diktatur zum Opfer.
Mit schwarzen und später
braunen „Winkeln“, jenen farbigen, gleichschenkligen Stoffdreiecken auf der Häftlingskleidung wurden Roma und Sinti entindividualisiert und stigmatisiert.
Im sogenannten
„Zigeunerlager“ – einem Teil des KZ Auschwitz-Birkenau – waren über 22.600 Roma und Sinti
interniert. Von diesen wurden über 19.300 ermordet. Die Überlebenden wurden nach dem Krieg jahrzehntelang nicht als Opfer der NS-Verfolgung anerkannt. Sie erhielten daher vielfach nur geringe
oder gar keine staatlichen Entschädigungen.
Am 2. August 1944 wurden
an einem einzigen Tag in Auschwitz insgesamt 2.897 Roma und Sinti, darunter viele Kinder, in den Gaskammern
ermordet.
Das unfassbare Leid der Opfer
entzieht sich der Sprache. Die in den Tuschen von Konstanze Sailer angedeuteten Kiefer sind in das Bild gesetzte Aufschreie. Sie
stellen die schmerzerfüllten Verzweiflungsschreie dar und rufen diese zurück in unser kollektives Gedächtnis.