Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Kunstraum Nagymarton
Barbara-Horvath-Gasse 42
7210 Mattersburg
Barbara Horvath (* 01. November 1891 in Mattersburg, Burgenland; † 2. Juni 1942 in der NS-Tötungsanstalt Bernburg/Saale) zählte zur Volksgruppe der Burgenlandroma. Sie wurde 1938 verhaftet und im Anhalte- und Arbeitslager Lackenbach interniert. Am 29. Juni 1939 wurde sie mit dem Transport der burgenländischen Roma in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Die Haftgründe lauteten: „Roma oder Sinti Herkunft“, „Asozialität“ und „arbeitsscheu“. Nach fast drei Jahren Haft unter der Häftlingsnummer 1595 im KZ Ravensbrück wurde sie in die NS-Tötungsanstalt Bernburg, einem abgetrennten Teil der Landes-Heil- und Pflegeanstalt deportiert. Barbara Horvath wurde am 2. Juni 1942 in der Gaskammer der NS-Tötungsanstalt Bernburg/Saale ermordet.
Bis zum heutigen Tag existiert in Mattersburg keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Hans Suchard nach wie vor eine Gasse benannt. Suchard war, abgesehen von seiner nur einen Tag währenden Ausrufung der „Republik Heinzenland“ seit 1919 Sozialdemokrat, von 1922 bis 1934 im Vorstand der Sozialdemokratischen Partei des Burgenlandes, Landtagsabgeordneter und Gewerkschaftsfunktionär. Danach trat er der illegalen NSDAP bei und wurde nach Kriegsende als ehemaliger Nationalsozialist inhaftiert. Anstelle von Hans Suchard sollte künftig in Mattersburg an Barbara Horvath erinnert werden.
„Porajmos“
„Verschlingen“, lautet die Romanes-Bezeichnung für den Genozid an den Roma und Sinti während des Nationalsozialismus. Im Holocaust wurden in Europa über 500.000 Roma und Sinti in den NS-Vernichtungs-lagern ermordet, starben infolge von Zwangsarbeit, Mangelernährung und unbehandelten Krankheiten.
Vor 1938
lebten an die 12.000 Roma und Sinti in Österreich, davon etwa 8.000 im Burgenland. Über 90% aller österreichischen Roma und Sinti fielen den rassistischen Verfolgungen und Deportationen der NS-Diktatur zum Opfer.
Zwischen
März und Oktober 1938 war Tobias Portschy – seit 1931 illegales NSDAP Mitglied – der von der NS-Diktatur kommissarisch eingesetzte burgenländische Landeshauptmann.
Im August 1938
veröffentlichte Portschy ein knapp 30 Seiten umfassendes rassistisches Papier mit Titel „Die Zigeunerfrage“, in welchem er – zeitlich sogar noch vor den konkreten Verfolgungen der NSDAP – bereits Zwangsmaßnahmen gegen Roma beschrieb und empfahl.
Der Rassist
und NS-Landeshauptmann Portschy schrieb: „Aus volksgesundheitlichen Gründen und weil die Zigeuner nachgewiesenermaßen erblich belastet und ein
Volk von ausge-sprochenen Gewohnheitsverbrechern sind, die in unserem Volkskörper ungeheuren Schaden anrichten, muß man vorerst an die Verhinderung ihrer Vermehrung gehen.“
Das spätere SS-Mitglied
Portschy weiter: „... müsste man die Männer von den Frauen getrennt in Zwangsarbeitsanstalten bzw. Arbeitslagern unterbringen. ... Den Zigeunern ist der Besuch der allgemeinen Volksschulen verboten. ... In öffentliche Krankenhäuser dürfen Zigeuner nicht in Pflege genommen werden.“
Aufgrund seiner
NS-Tätigkeit war der Jurist Portschy zwischen 1945 und 1951 mehrere Jahre hindurch in Haft. Danach war er vorwiegend in der steirischen und burgenländischen Privatwirtschaft tätig.
Bis zu seinem Tod
im Jahre 1996 wiederholte und bekräftigte Portschy seine menschenverachtenden und rassistischen Aussagen immer wieder öffentlich und in Interviews.
Jedem einzelnen
der tausenden zum Aufschrei geöffneten Kiefer, die aus dem Papierwerk der Malerin Konstanze Sailer stammen, ist ein individueller Todeszeitpunkt zugeordnet. Jeder Aufschrei ist der des je eigenen Sterbens – phonematische Orthografie des Grauens.