Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Galerie Kunstlabor
Paul-Sternberg-Weg 43
1140 Wien
Paul Sternberg (* 26. Februar 1936 in Wien; † 1943 im NS-Vernichtungslager Auschwitz), war mit seinen Eltern rechtzeitig nach
Frankreich geflohen. In der Nähe der ostfranzösischen Stadt Besanςon wurde die jüdische Familie verhaftet, interniert und vom Sammel- und Durchgangslager Drancy bei Paris, am 9. Februar 1943, in
das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Paul Sternberg wurde vermutlich noch vor seinem achten Geburtstag, kurz nach seiner Ankunft im KZ-Auschwitz ermordet.
Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die seinen Namen trägt. Hingegen ist nach Richard Kuhn nach wie vor ein Weg in Wien-Penzing benannt, ebenso eine Straße in Heidelberg. Der gebürtige Wiener Kuhn war Chemiker, lehrte an der Universität Heidelberg und erhielt 1938 den Nobelpreis für Chemie. Seine Gefolgschaft für das NS-Regime wurde als Mischung aus Karriere-Opportunismus und vorauseilendem Gehorsam beschrieben. Anstelle von Richard Kuhn sollte zumindest in Wien-Penzing künftig an Paul Sternberg erinnert werden, insbesondere auch deshalb, da sich an der Adresse Richard-Kuhn-Weg 1 ein Kindergarten der Stadt Wien befindet.
Richard Kuhn
war von 1938 bis 1945 Präsident der Deutschen Chemischen Gesellschaft und ab 1940 auch Leiter der Fach- sparte Organische Chemie des Reichsforschungsrates.
Otto Meyerhof,
jüdischer Nobelpreisträger 1922, schrieb in einem Gutachten 1947: "Professor Kuhn ... hat sich mit dem Nazi-Regime in einigen
wesentlichen Punkten eingelassen."
Otto Meyerhof verlor
seine Lehrbefugnis und floh 1938 nach Frankreich und, nach der Invasion der deutschen Wehrmacht in Frankreich 1940, weiter in die USA.
In einem (nicht abgesendeten)
Brief an Kuhn aus dem Nachlass von Otto Meyerhof heißt es: „Ich kann die Kritik nicht verschweigen, die von den Kollegen der alliierten Länder an Ihnen geübt wird ...
... daß Sie Ihre bewundernswürdige wissenschaftliche Leistung und chemische Meisterschaft freiwillig in den Dienst eines Regimes gestellt haben, dessen unaussprechliche Abscheulichkeit und Verruchtheit Ihnen wohl bewußt war.“
Die Gesellschaft
Deutscher Chemiker beschloss 2005, die seit 1968 regelmäßig verliehene Richard-Kuhn-Medaille nicht mehr zu verleihen.
Aufschreie
sind jäh unterbrochene Sprache, wie abschiedsloses Sterben. Schreie tragen keine Namen, sondern individuelle Uhrzeiten. Sie repräsentieren Momente der Verwundung und des Todes.
Die Arbeiten
aus dem Papierwerk der Malerin Konstanze Sailer sind Andeutungen und Zuordnungen von Aufschreien zu Todesphonemen. Erst durch den Nachhall der Aufschreie wird die Erinnerung dauerhaft.