Konstanze Sailer
Tusche auf Papier
Galerie Kunstquartier
Malva Schalek-Gasse 45
1230 Wien
Malva Schalek (* 18. Februar 1882 in Prag; † 24. Mai 1944 im Vernichtungslager Auschwitz) war eine österreichisch-jüdische Malerin. Sie lebte und arbeitete in Wien. 1938 floh sie ins tschechische Leitmeritz und nach Einnahme des Sudetenlandes weiter nach Prag. 1942 wurde sie von dort in das KZ-Theresienstadt deportiert und malte heimlich KZ-Alltagsszenen. Nachdem sie sich weigerte, 1944 einen NS-Arzt zu porträtieren, wurde sie (nach aktuellem Forschungsstand 2018) am 18. Mai in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überstellt und dort vermutlich bereits am 24. Mai 1944 ermordet (andere Quellen nennen den 24. März 1945 als Sterbedatum).
Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Maria Grengg heute noch eine Gasse in 1230 Wien benannt. Grengg war Dichterin und Malerin, seit 1940 NSDAP-Mitglied und sympathisierte in ihren Schriften offen mit dem Nationalsozialismus. Anstelle von Maria Grengg sollte zukünftig in Wien-Liesing an Malva Schalek erinnert werden.
Eine der
entindividualisierenden Kennzeich-nungen in den Konzentrationslagern war die Kategorie "Blauer Winkel". Diese bezeichnete sogenannte "Emigranten", die unter anderem als "volksschädlich" angesehen wurden.
Als "Emigranten" galten
beispielsweise jene Menschen, die zwar rechtzeitig aus dem deutschen Machtbereich emigriert oder auch geflohen waren, die jedoch durch die Besetzung jenes Landes, in das sie emigriert waren, erneut in die Hände von Gestapo oder SS fielen.
Mit "Winkeln",
jenen farbigen, gleichschenkligen Stoffdreiecken auf der Häftlings-kleidung wurden die Menschen, zusätzlich zu den Häftlingsnummern, stigmatisiert.
Blaugelbe Winkel
waren als gelbe und blaue Dreiecke übereinandergelegt, um "jüdische Emigranten" zu kennzeichnen. Im KZ konnte sich der Status von Inhaftierten jedoch auch jederzeit ändern und statt eines blauen etwa ein roter Winkel für politische Häftlinge aufgezwungen werden.
Malva (Malvina) Schalek
musste ihr Atelier – im Dachgeschoss des Theater an der Wien gelegen – bereits 1938 verlassen und floh in das tschechische Leitmeritz (Litoměřice), in Nordböhmen. Als auch das Sudetenland "angeschlossen" und "eingegliedert" wurde, floh sie weiter nach Prag.
Im Alter von 60 Jahren
wurde Malva Schalek, am 8. Februar 1942, von Prag in das Konzen-trationslager Theresienstadt deportiert. Ab diesem Zeitpunkt bis zu ihrer Ermordung, mehr als drei Jahre später im Vernichtungslager Auschwitz, wurde sie mit einem blaugelben Winkel stigmatisiert.
"Das letzte Stück des Weges
geschieht ohne mich ...", schreibt der französische Philosoph Emmanuel Lévinas, "... die Zeit des Todes fließt bergauf."
Die Kiefer
in den Tuschen von Konstanze Sailer sind in das Bild gesetzte sprachliche Zeichen. Sie ordnen zu: Kiefer zu Aufschrei, Schriftzeichen zu Todesphonem.
Das unfassbare Leid der Opfer
entzieht sich der Sprache. In das Bild gesetzte Aufschreie sind lautlos. Sie repräsentieren Schreie, machen diese erneut präsent, rufen sie zurück in unsere kollektive Verpflichtung einer Erinnerungskultur.