Kunstinitiative

des Gedenkens

von

Konstanze Sailer

"Braune Winkel"

Ausstellung 01. - 31. August 2015

 

Konstanze Sailer

 

Tusche auf Papier

 

 

 

Galerie Art Concepts

Berta B.-Straße 45                    

1220 Wien

 

Berta B. (* 1920 in Wien; † 01. Januar 1945 im Konzentrationslager Buchenwald) wurde am 29. Juni 1939 in das KZ-Ravensbrück deportiert, wo sie bis September 1944 ohne Familiennamen, nur unter der Häftlingsnummer 1636 inhaftiert blieb. Die Haftgründe lauteten: „Roma oder Sinti Zugehörigkeit“ sowie „Asozialität“ mit der zusätzlichen Spezifikation „arbeitsscheu“. Im September wurde sie aus dem KZ-Ravensbrück in das KZ-Buchenwald deportiert und dort am Neujahrstag des Jahres 1945 ermordet.

Bis zum heutigen Tag existiert in Wien keine Straße, die ihren Namen trägt. Hingegen ist nach Franz Häußler eine Gasse in 1220 Wien benannt. Häußler war Pädagoge, Psychologe, NSDAP-Mitglied und ab Mai 1938 Blockleiter, der bereits 1934 eine Jugendorganisation im Sinne der NS-Ideologie in Wien gegründet hatte. Anstelle von Franz Häußler sollte in Wien-Donaustadt an Berta B. erinnert werden.

"Aufschrei 17:35 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Aufschrei 17:35 Uhr", 2015, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

Im Holocaust wurden


in Europa an die 500.000 Roma und Sinti in den NS-Vernichtungslagern ermordet, starben infolge von Zwangsarbeit, planmäßiger Mangel-ernährung und unbehandelten Krankheiten.

"Schrei 19:31 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Schrei 19:31 Uhr", 2015, 48 x 36cm


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor 1938 lebten

 

an die 12.000 Roma und Sinti in Österreich, davon über 9.000 im Burgenland. Nahezu 90% aller österreichischen Roma und Sinti fielen den rassistischen Verfolgungen und Deportationen der NS-Diktatur zum Opfer.

"Schrei 19:47 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Schrei 19:47 Uhr", 2015, 48 x 36cm


 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

Porajmos“ („Verschlingen“)

 

lautet die Romanes-Bezeichnung für den Genozid an den Roma und Sinti während des Nationalsozialismus. Sie wurden als „artfremde Rasse“ angesehen und in der NS-Sprache als asozial, volksschädlich und arbeitsscheu bezeichnet.

"Hilferuf 20:47 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Hilferuf 20:47 Uhr", 2015, 48 x 36cm


 

 

 

 

 





 

 

Mit schwarzen und braunen


Winkeln“, jenen farbigen, gleichschenkligen Stoffdreiecken auf der Häftlingskleidung wurden Roma und Sinti – zusätzlich zu den Häftlingsnummern – stigmatisiert. In zahlreichen Fällen können in den heutigen Archiven nicht einmal mehr die Familiennamen der Deportierten rekonstruiert werden.

"Aufschrei 21:19 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Aufschrei 21:19 Uhr", 2015, 48 x 36cm


 

 

 

 

 

 

 


 

  

 

Im sogenannten „Zigeunerlager“,

 

einem Teil des KZ-Auschwitz, waren über 22.600 Roma und Sinti interniert. Von diesen wurden über 19.300 ermordet. Die Überlebenden wurden nach dem Krieg jahrzehntelang nicht als Opfer der NS-Verfolgung anerkannt. Sie erhielten daher nur geringe oder vielfach gar keine staatlichen Entschädigungen.

"Aufschrei 23:18 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Aufschrei 23:18 Uhr", 2015, 48 x 36cm

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

Am 2. August 1944

 

wurden an einem einzigen Tag im sogenannten „Zigeunerlager“ in Auschwitz insgesamt 2.897 Roma und Sinti, darunter Kinder, Frauen und Männer in den Gaskammern ermordet. Nach 71 Jahren, im April 2015, deklarierte das Europäische Parlament den 2. August zum Europäischen Gedenktag für den Völkermord an Sinti und Roma.

"Endloser Schrei 00:42 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Endloser Schrei 00:42 Uhr", 2015, 48 x 36cm


 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

Unter der Geschichte

 

das Gedächtnis und das Vergessen. Unter dem Gedächtnis und dem Vergessen, das Leben“, schrieb der französische Philosoph Paul Ricœur.

"Aufschrei 01:17 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Aufschrei 01:17 Uhr", 2015, 48 x 36cm


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das unfassbare Leid der Opfer


entzieht sich der Sprache. Die in Bilder gesetzten Aufschreie sind lautlos. Sie repräsentieren die schmerzerfüllten Verzweiflungs-schreie, machen diese erneut präsent, rufen sie zurück in unser kollektives Gedächtnis.

"Schrei 05:04 Uhr", 2015, 48 x 36cm
"Schrei 05:04 Uhr", 2015, 48 x 36cm


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Die in den Tuschen


von Konstanze Sailer angedeuteten Kiefer sind in das Bild gesetzte sprachliche Zeichen. Sie ordnen zu: Kiefer zu Aufschrei, Schriftzeichen zu Todesphonem. Jeder einzelne Schrei war ein Moment der Verwundung, der Tod eines Menschen, ein Ereignis, ungleich jedem anderen.